Die Entstehung des Freibads

Das Schönaicher Freibad wurde zum Sommeranfang 1927 in Betrieb genommen. Der damalige Pfarrer Hölderlin schrieb dazu im evangelischen Gemeindeblatt vom Juni und Juli: „Wenn dann der Sommer so heiß wird wie die letzten Tage, dann dürfte sofort das Schwimmbad zu Ehren kommen, das am Pfingstfest eingeweiht wird. Ein starker Gewitterregen am 9. Mai hatte das harmlose Krähenbächlein so austreten lassen, dass die Wasser ein ganzes Stück der einen Längsbetonmauer umlegten. Aber das Missgeschick steigerte nur den Eifer, mit der Arbeit fertig zu machen. Oberhalb des Bades, auf der Sonnenseite, ist eine prächtige und geräumige Anlage entstanden, sodass das Luft- und Sonnenbad manchem anziehender sein wird als das Wasserbad.“


Das war für Schönaich natürlich ein großes Ereignis. In der näheren Umgebung gab es außer dem Ludlenbad der Naturfreunde in Holzgerlingen kein Freibad, sodass die Böblinger, teilweise auch die Sindelfinger in das Schönaicher „Bädle“ kamen. Die beiden Städte hatten zu jener Zeit nur Seen zum Baden, und diese waren zeitweilig mit Blutegeln belebt.

Die Lage des Freibads

Seine Lage verdankt das Schönaicher Freibad dem ehemaligen Eissee. Dies war ein See, in dem die Eisblöcke für die örtlichen Brauereien zum Kühlen des Biers gebrochen wurden. Bei der Einmündung des Schwimmbadweges in die Holzgerlinger Straße war der Eiskeller. Dort wurde das Eis bis zum Frühjahr oder Sommer gelagert und mit dem Bier in die Wirtschaften gebracht. Nachdem das Eis nicht mehr aus dem Eissee kam, luden die großen überörtlichen Brauereien neben den Bierfässern auch Eisstangen zum Kühlen von Fassbier ab.

Der erste Bademeister

Der erste Bademeister war wahrscheinlich Thomas Todt vom Steinernen Gässle. Über ihn erzählt sein Enkel Erich Todt:


„Ich glaube, dass mein Ähne dieses Amt bekommen hatte,
weil er schwimmen konnte und weil er auch zur Rettung ausgebildet war.“
(Schwimmen war zu der Zeit nicht selbstverständlich).


Das Schwimmen hat er den Kindern so beigebracht: Er war bei der Feuerwehr (Kommandant von 1908 – 1921) und hatte von dort den breiten Uniformgürtel. Diesen machte er den Kindern um den Bauch und band an den Gürtel einen Strick. Dann ließ er das Kind so lange übers Eck schwimmen, bis es selber schwimmen konnte.

Der Verkaufsstand

Für den Verkaufsstand mussten Erich Todt und sein Bruder Helmut beim „Schokoladen Ulmer“ Bruchwaffeln und Mohrenköpfe holen. Vom „Wasser-Regele“ holten sie Sprudel, darunter auch den so beliebten roten Sprudel mit Himbeergeschmack. Mit dem „Ziegwägele“ (Handwagen) fuhren sie die Ware den Mauermer Weg hinaus ins Freibad.

Alle Getränke wurden damals durch eine Holzklappe (diese war wie eine Falltüre) zum Kühlen in den unter dem Verkaufsraum fließenden Krähenbach gestellt.

Alltag im Freibad

Der Eintritt kostete 5 Pfennig für Kinder und 10 Pfennig für Erwachsene. Der Eintritt und die Tatsache, dass man als Kind in der Landwirtschaft mithelfen musste, waren oft Hindernisse, ins Freibad zu kommen. So passierte es oft, dass die Kinder erst gehen durften, wenn man beim Kartoffeln häufeln oder beim Distelstechen geholfen hatte.

Oft wurde gerade dann das Wasser im Schwimmbad abgelassen, denn natürlich gab es keine Umwälzpumpe. Es wurde wieder neues Wasser vom Krähenbach eingelassen, das jedoch sehr frisch war und erst von der Sonne aufgewärmt werden musste.

Text- und Bilderquelle: Schönaicher Ortsgeschichte